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        Janne Heisel        
   
Hintergrundinformation
   
         
   

Gefäße

Kaum jemand kann sich der Schönheit antiker Amphoren entziehen. Janne Heisel setzt sich mit den überaus harmonischen Formen der alten Gebrauchskeramik auseinander, macht Zeitspuren sichtbar. Seit den 90er Jahren ist das zentrale Thema der Malerin das antike Gefäß.

In ihrem 1996 - 2013 geschaffenen Bilderzyklus GEFÄSSE wagt sie den Versuch, eine Wiedergabe zu konstituieren, die davon ausgeht, dass das vom Auge erfasste Bild niemals nur das sieht, was es tatsächlich vor sich hat. Janne malt Gefäße, die als symbolische Form des menschlichen Körpers verstanden werden wollen - der menschliche Körper ist das Gefäß der Seele.  Sie legt das Geheimnis offen, welches Form und Inhalt glaubhaft verbindet. Sie stellt dar, dass mit dem Gesehenen, gespeicherte Gefühle, die aufgrund intellektueller, bewusstseinsmäßiger Aneignung oder intuitiver Erlebnismechanismen entstanden sind, sich mit der Ansicht vermischen können. Selbst bei äußerster Konzentration auf die optische Realität, kann der Betrachter dieser Bilder nicht verhindern, dass das Gefäß augenblicklich einen Prozess in Gang setzt, der alle Erfahrungswerte, beispielsweise Gebrauch, Alter, Fundort, wie auch die nicht sichtbare Ansichtsseite einbezieht und im Bewusstsein automatisch mit wiedergibt. 

In den Gemälden ALTE (1996), ALTER (1999) und DIE SCHÖNE (2013) wird die Veränderung der Materie durch Zeit deutlich. Mit Verletzungen durch Spuren des Gebrauchs hebt sich das Gefäß aus dem Bild hervor, die Oberfläche porös, schrundig und karstig, empfindlich, eine Oberfläche, die mit ihren Flecken, Rillen und Brüchen wie lebendig erscheint. Doch es bleibt die ganze von innen leuchtende Schönheit und Harmonie der Form erhalten. 

In dem Gemälde FAMILIE (1996) stellen sich große Gefäßkörper dem Betrachter entgegen, schützend die Mutter im Vordergrund, wuchtig der Vater hinter seinen Kindern. Die geschabte, gespachtelte Farbmaterie zeigt hier eine Bewegung, ein lebendiges Bildmuster. Sie zeigt auch einen Aufbau der Formen, eine Entstehung, Leben und Verwandlung. 

Die Bilder der Malerin wirken wie überdimensionierte Keramikarbeiten. Sie sind vollkommene, unakademisch durchgemalte Kompositionen. Die ersten Arbeiten entstanden in sehr zurückhaltender Farbigkeit. Meist beschränkt sich die Künstlerin auf drei, für sie charakteristische Grundfarben: Blau - Weiß - Braun. Finger und Schwamm ersetzen den Pinsel.

In der Bildreihe  PROFILE  (2004 - 2014) versucht Janne Heisel durch Andeutung der Formen und mit klaren Strukturen den unterschiedlichen Charakter der Gefäße aufzuzeigen. Sie trägt Farbe auf, bis eine Bildebene durchscheint, die Kontur wird angelegt. Weitere Farbaufträge wirken wie hin getupft, vermeiden Härte und Schärfe, nicht jedoch Tiefe und erreichen fast immer ein betörendes Flimmern.

Die Malerin versucht, wie schon in ihrer Bildreihe  PATINA  (2003)  die Schönheit der jahrhundertealten Patina antiker Gefäße durch einen materiellen Farbauftrag und eine differenzierte Farbigkeit darzustellen und hiermit aufzuwerten.

Die Faszination der Form im Werk des italienischen Malers Giorgio Morandi (1890–1964) hatte großen Einfluss auf Janne Heisel. So entwickelt sie aus dem Gegenstand eine poetische Bildsprache, die für sich steht. In den letzten Jahren haben die inhaltlichen Bezüge eine deutliche Erweiterung erfahren, die ihre Arbeiten heute vielschichtiger und komplexer erscheinen lassen. Deutlich wird, auf vielfältige Weise entflieht sie den Konventionen der Maltechniken. Die anhaltende, intensive Auseinandersetzung mit einfachsten Motiven und elementaren Formen, die noch nicht abgeschlossen ist, wird sichtbar. Eine antitraditionell abbildende Umsetzung bleibt.

 

„Alles, was ist, hat die ihm gemäße Form oder ist bestrebt, Form anzunehmen: die Inselbildung nach der Überschwemmung, die Schneereste nach der Schmelze, die Schlacke nach dem Brand. Die Form, die das Leben zur Voraussetzung hat – die Form, die das Leben enthält – ist formlos und doch Form.“
(Emil Schumacher)

 

Landschaften

Eine malerische Herausforderung zeigt sich in ihren Landschaftsbildern. Reisen durch Norwegen, Schweden und Finnland verstärkten die intensive Auseinandersetzung mit der Farbe Blau, eine von der Fassbarkeit wegführende Farbe. Die entstandenen Arbeiten sprechen eine ruhige, kontemplative Bildsprache. Sie geben erst auf den zweiten Blick ihre Botschaft preis.

Die Bilder lassen einen Bezug zur Natur entstehen, zum Wasser, zum Universum. Janne versucht Stimmungen darzustellen, Stille, Weite, Ruhe, Sehnsucht zu Ferne und Zeitlosigkeit.

                                                                                                   
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