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Laudatio anlässlich der Ausstellung „Ruhe – Stille – Zeit“
in der BBBank Karlsruhe
19. Januar 2012


Das Generalthema der Künstlerin Janne ist das Gefäß.


Seit die 1945 geborene Janne Heisel im Jahr 1996 Zeugin archäologischer Grabungen im nahe gelegenen Ladenburg wurde, ist sie fasziniert von römisch antiker Gebrauchskeramik.
Bis heute sind die archaischen Formen der Amphoren und Gefäße, die in ihrem Formenkanon auf die griechische Antike zurückgehen unter verschiedenen Aspekten ihr Bildthema.
Ob ein Vorratsgefäß, wie der sog. Stamnos, das Mischgefäß der antike Krater oder die klassische Amphora, alle dienten sie im täglichen Gebrauch zur Aufbewahrung von Öl, Wein oder Wasser. In den Bildern von Janne Heisel haben sie nicht nur eine kulturhistorische Dimension. Sie bilden die Brücke in die Vergangenheit, sind stumme Zeugen eines längst vergangenen Alltags, wie der Titel der Ausstellung in der BBBank Karlsruhe  „Ruhe – Stille – Zeit“ vergegenwärtigt.
Zugleich sind die archaischen Formen in ihrer Erhabenheit Zeichen der Vergänglichkeit aber auch einer zeitlosen Schönheit.

Das Gefäß wird bei Janne letztlich zur Metapher, zum Symbol für den menschlichen Körper als Gefäß oder Hülle für die Seele.  Darauf verweisen Bildtitel, wie „Mann“, „Frau“, „Jugend“ oder „Paar“. Mit ihrem Zeichen, dem Gefäß vermag sie so komplexe Inhalte, wie einzelne Lebensaspekte oder ein Beziehungsgeflecht zu verbildlichen.

Die Malerin, die als künstlerische Vorbilder ihre Lehrerin Hildegard Burhenne und den italienischen Stilllebenmaler Giorgio Morandi (1890 – 1964) benennt, arbeitet überwiegend seriell.
Im Werkkomplex „Spuren“ markiert sie mit wenigen Pinselstrichen von zuweilen pastoser Qualität oder als Monotypien, die Patina schrundiger Tonscherben, die nichts an Schönheit eingebüßt haben, auch wenn sie Jahrhunderte unter der Erde vergraben waren.
Unter dem Titel „Profil“ rückt die Umrisslinie in den Mittelpunkt der Betrachtung. Zuweilen nur in Ansätzen dargestellt, ergänzt der Betrachter die Gesamtform und so wird das Fragment „pars pro toto“ zum Zeichen für Vergänglichkeit und zugleich für Zeitlosigkeit.

Das Interesse von Janne gilt dabei – ganz im Gegensatz zu Morandi -  ausschließlich der Form, nicht dem Umraum. Ihre Gefäße benötigen keine Standfläche und werfen keine Schatten. Wie in einem Raum- Zeitkontinuum erscheinen sie losgelöst von physikalischen Gesetzen, nur als Zeichen ihrer selbst.
In Acryl oder Mischtechnik auf Leinwand formt sie mit dynamischen, weichen Rundungen die zuweilen fast materiell wirkenden Oberflächen ihrer bauchigen Gefäße. Dominant ist die Farbe Blau, gemischt bis zu lichter Helligkeit oder nachtblauen Tönen manifestiert sie die Form oder lässt das Gefäß wie in einer fernen Vergangenheit schemenhaft verschwinden.

 Auch wenn in der Ausstellung eine Reihe von Landschaftsgemälden und kleinformatigen Blätter von der Faszination der Norwegischen Küstenlinien zeugen, so bleibt doch das Thema der Gefäße im Vordergrund.

Die Analogie formaler und inhaltlicher Bestrebungen, die Möglichkeit über die Metapher des Gefäßes eine Formulierung für Vergänglichkeit und Zeitlosigkeit zu schaffen und dies in überzeugender künstlerischer Form, darin liegt die individuelle Stärke der Künstlerin Janne, die ihre ganz eigene Ausdrucksprache gefunden hat.
 

Regina M. Fischer M.A., Kunsthistorikerin

 

   
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